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1 + 1 = ?

Der PC rechnet falsch - wer noch?

Copyright (C) 02/1999 by Howard Fuhs


Noch bevor der Computer auf den Schreibtischen der Menschen seinen Siegeszug antrat, waren es in den 70er Jahren die Taschenrechner, die als Rechenknechte den Rechenschieber verdrängten. Ich weiß noch, wie ich 1977 den ersten Texas Instruments Taschenrechner geschenkt bekam und im Mathematikunterricht entsprechend schnell und zuverlässig die Aufgaben lösen konnte. Bereits bei Eintritt in die Berufausbildung 1979 war der Taschenrechner kein optionales Utensil, sondern fester Bestandteil der fachmathematischen Ausbildung und in der Prüfungsordnung für die Abschlussprüfung fest vorgeschrieben. Seither sind einige Jahrgänge von Schulkindern und Berufsschülern mit Taschenrechnern als jederzeit verfügbares Gerät ausgebildet worden. Heute ist der Taschenrechner nichts besonderes mehr. Auf jedem Tisch und in jeder Schublade liegt einer und als Werbegeschenk kostet ein Taschenrechner ca. 3,- DM (inkl. Werbeaufdruck).

Heute sind es die Computer, die dem Menschen noch kompliziertere Berechnungen abnehmen und dadurch technische Entwicklungsleistungen ermöglichen, die mit einem Rechenschieber oder Taschenrechner ein vielfaches an Zeit und Arbeitskraft benötigen würden. Und da wir heute sehr viel mit Computern arbeiten, was liegt da näher als eine Taschenrechnerapplikation für Computer zu programmieren. Egal ob Windows, OS/2 oder LINUX, einen Taschenrechner gibt es garantiert für jedes Betriebssystem.

Und dann war da der Schüler, der seine Mathematikhausaufgaben mit dem Taschenrechner zur vollsten Zufriedenheit seines Mathematiklehrers erledigte. Doch das sollte sich ändern, als man ihm zu seinem Geburtstag einen Computer schenkte. Von nun an wurde mit dem Computertaschenrechner von Windows 95 gerechnet. Und da es sich um einen Taschenrechner, ja mehr noch, um einen ganzen Computer handelte, der da die Lösungen errechnete, konnten sie nicht falsch sein und wurden nicht weiter auf Korrektheit überprüft. Diese Nachlässigkeit sollte dann durch den Mathematiklehrer eine entsprechende Ahndung erfahren. Plötzlich waren einige Rechenergebnisse einfacher mathematischer Rechenoperationen, die auf einem Computer gerechnet wurden, falsch. Da das Phänomen so nicht zu erklären war, musste man es einer näheren Untersuchung unterziehen. Zur Untersuchung wurde eine einfache mathematische Rechenoperation verwandt: 2 + 4 x 2 = ?

Bei dieser Rechnung kam der Taschenrechner von Windows 95 zu dem überraschenden Ergebnis 12. Die Taschenrechnerfunktion von Windows 95 wußte nicht, was jedes Schulkind mit Multiplikation und Division im zweiten Schuljahr lernt. Punktrechnung geht vor Strichrechnung. Diese Regel auf das Rechenbeispiel angewandt würde zu dem richtigen Ergebnis 10 führen.

Eine Überprüfung ergab, dass die Taschenrechnerapplikation von Windows 2.1 aus dem Jahre 1987 diesen Rechenfehler bereits enthält. Da stellt sich die Frage, warum dieser Fehler bis heute noch nicht entfernt wurde, da er in Fachkreisen weithin bekannt ist und von Microsoft-Mitarbeitern während eines Telefonats auch bestätigt wurde.

Bei der Suche nach diesem Fehler wurde übrigens festgestellt, dass der Fehler nicht bei Taschenrechnerapplikationen unter LINUX auftritt und unter Windows 95 und Windows NT der technisch-wissenschaftliche Taschenrechner verwendet werden muss, um eine fehlerfreie Rechenoperation durchzuführen. Ebenfalls aufgetreten ist der Rechenfehler auf kleinen Taschencomputern wie z.B. bei dem PSION Serie 5.

Aufbauend auf diesen relativ kleinen Fehler kann man jetzt weitergehen zur Tabellenkalkulation Excel. Hier trat plötzlich das Problem auf, dass verschiedene Zelleninhalte nicht neu berechnet wurden, wenn der Anwender Berechnungsparameter veränderte. Auch in diesem Fall verließen sich die Anwender darauf, was der Computer als Resultat anbot.

Das neueste Berechnungsproblem dürfte derzeit wohl im Kontoführungspaket "Money 99" vorhanden sein. So werden der Euro-Kurs falsch angegeben und für Aktien ermittelt Money 99 die falschen Depotwerte bedingt durch die Umstellung auf EURO am 01.01.1999. Man sah sich sogar dazu veranlasst, das Programmpaket bis zu einer Fehlerbehebung ganz vom Markt zu nehmen, nachdem diverse Bugfixes im Internet dem Anwender auch nicht weiterhelfen konnten.

Diese drei Fälle sollen als Beispiel dafür stehen, was auf Computerbasis noch alles falsch berechnet wird. Es sei hier nur an den Rechenfehler in der FPU (Floating Point Unit) der frühen Pentium-Prozessoren erinnert. Und das ganze Jahr-2000-Problem mit seinen Auswirkungen besteht eigentlich auch nur aus einem Problem der Falschrechnung.

Interessanterweise scheint keiner der Betroffenen aus diesen Fehlern und Problemen die Konsequenzen zu ziehen. Die Hersteller von Software liefern aus, was gerade vorhanden ist und irgendwie läuft. Dabei erinnert diese Art der Software-Distribution an den Handel mit Bananen. Beide reifen erst beim Käufer. Mittlerweile wurde von der Software-Industrie die fehlerhafte Software auch als Geldquelle entdeckt. Entweder der Kunde muss eine kostenpflichtige 0190-Nummer für den Support anrufen oder man verkauft dem Kunden gleich eine angeblich fehlerbereinigte Version der Software als Update mit einer höheren Versionsnummer.

Auf Seite der Kunden ist es erstaunlich, dass man -ähnlich wie die Lemminge- immer wieder die gleichen fehlerhaften Applikationen kauft und als Standard deklariert, anstatt den Mut zu haben und den Herstellern klar zu machen, dass man für fehlerhafte Software kein Geld mehr ausgeben möchte. Es schein, als habe sich die Software-Industrie die Kunden erzogen und an eine schlechte Produktqualität als bestmöglichem Standard gewöhnt.

Was aber macht man, wenn man herausfindet, dass Rechenroutinen, aus denen Taschenrechnerapplikationen programmiert werden, auch in den Navigationsrechnern moderner Verkehrsflugzeuge und in den Steuerrechnern von Kernkraftwerken ihren Dienst tun?


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Copyright (C) 02/1999 by Howard Fuhs

 

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