Sicherheit beim ISP
Mangels Kapital und Personal bleiben Löcher ungestopft
Copyright (C) 11/1999 by Howard Fuhs
Wer ins Internet will, benötigt einen Internet Service Provider (ISP) und heutzutage wollen alle ins Internet, egal ob Unternehmen oder Privatperson. Gerade mit der Anbindung eines Unternehmens an das Internet ergeben sich nicht nur ganz neue unternehmerische Möglichkeiten, sondern auch neue Risiken tun sich auf. Um diese Risiken auf ein vertretbares Maß zu beschränken, sollten entsprechende Datensicherheitsmaßnahmen beim ISP vorhanden sein.
Wer erinnert sich noch an den November 1984, als Mitglieder des Chaos Computer Clubs eine Sicherheitslücke im Bildschirmtext-System der Bundespost ausnutzten, um von der Hamburger Sparkasse über Nacht und vollautomatisch knapp 134.000 DM auf das Clubkonto zu transferieren? Sowas nennt man heute E-Commerce! Der als BTX-Hack bekanntgewordene Vorgang wurde im ZDF heute-Journal zur besten Sendezeit ausgestrahlt und fand weltweite Aufmerksamkeit.
Vergleicht man nun die Technik von vor 15 Jahren mit den heutigen, wesentlich komplexeren und weltweit agierenden Netzwerken, stellt sich doch auch automatisch die Frage nach der Sicherheit, wenn es um heutige Dienste-Anbieter und Zugangsprovider geht. Damals war BTX ein "Spielzeug" für Computerverückte und stellte keinen allzu großen wirtschaftlichen Faktor dar. Trotzdem konnte man mit den Sicherheitslücken des Systems "Geld" verdienen, entsprechendes Know-How vorausgesetzt. Heute jedoch ist der Anschluss an internationale Netzwerke kein wirtschaftlich optionales Vergnügen für Technikverliebte, sondern vielmehr fester Bestandteil der wirtschaftlichen Interaktion zwischen Kunden und Unternehmen und eine immer größer werdende Anzahl von Unternehmen kann ohne Netzwerkzugang nur noch wenige Tagen überleben.
Was die Sicherheit im Internet anbelangt, sollten sich Internet Service Provider eigentlich an vorderster Front befinden, denn ihre Systeme stellen die erste Bastion bei Hackerangriffen dar. Doch wie kürzlich durchgeführte Tests aufzeigen, sind durch die Bank weg viele Systeme durch Sicherheitslücken unmittelbar angreifbar. Zum Testen der Systeme wurden altbewährte Mittel wie Satan (Security Administrators Tool for Analyzing Networks), Saint, der Internet Security Scanner ISS oder auch die CERT Advisories verwendet. Jeder Fachmann im Bereich Internet sollte sowohl die genannte Software wie auch die Informationen kennen.
Die Gründe für diese Angreifbarkeit sind vielfältig und sollen im Nachfolgenden kurz erläutert werden. Dies kann für Unternehmen auf der Suche nach einem ISP hilfreich sein, die Qualität im Sicherheitsbereich zu beurteilen.
Regionale ISPs sind oftmals nur kleine Unternehmen mit wenig Personal und geringer Kapitaldecke. Man sollte zwar nicht verallgemeinern, jedoch gab es in der Praxis Fälle, in denen sich ein kleiner ISP nicht einmal eine Firewall leisten konnte. Das ganze Rechnersystem war nur sehr rudimentär geschützt und man hoffte einfach nur darauf, dass schon nichts geschehen werde. In einigen Fällen waren auch keine Backup-Maßnahmen getroffen, wie ein zweiter Server für den Notfall, Plattenspiegelung oder gar Tape-Backups. Von weiterführenden und kostenintensiveren Maßnahmen ganz zu schweigen.
Was größere ISPs anbelangt, kann man zwar davon ausgehen, dass diese auf einem gewissen aktuellen Stand der Sicherheitstechnik sind, doch auch hier ergaben sich Probleme im Alltag. So wurde hier der Stand der Sicherheitsmaßnahmen oftmals über einen längeren Zeitraum eingefroren. Nötige Bugfixes von den Herstellern, zum Beheben von Sicherheitslücken, waren nicht eingespielt und die Sicherheitsmaßnehmen wurden keiner regelmäßigen Kontrolle unterzogen. Man reagierte praktisch erst dann, wenn etwas passierte und sich eine Sicherheitslücke im laufenden System auftat.
Die Qualität von Datensicherheitsmaßnahmen sollte anhand der nachfolgenden Stichpunkte überprüft werden:
- Gibt es im Vertrag des ISP Haftungsfreistellungsklauseln bzw. Haftungseinschränkungen, was die Datensicherheit anbelangt? (Siehe NET 5/98, Seite 40, Die AGB und das Internet).
- Verfügt der ISP über genügend fachlich qualifiziertes Personal auch in Hinsicht auf Datensicherheit?
- Existiert ein Finanzbudget für Sicherheitsmaßnahmen?
- Welche Firewall-Technik wird eingesetzt?
- Werden regelmäßige Backups der Datenbestände gemacht?
- Gibt es sonstige Sicherheitsmaßnahmen wie Plattenspiegelung, Raid-Systeme, Backup-Server, unterbrechungsfreie Stromversorgungen?
- Gibt es eine Notfallplanung (Business Contingency Plan)?
- Werden die Sicherheitsmaßnahmen einem regelmäßigen Audit unterzogen?
(Siehe NET 11/98, Seite 62, Statische Sicherheit).
Diese kleine Liste erhebt bei weitem nicht den Anspruch auf Vollzähligkeit und soll nur einen Überblick über den Fragenkomplex geben.
Was den sicheren Zugang zum Internet anbelangt, müssen einige ISP noch ihre Hausaufgaben machen. Darüber soll aber nicht vergessen werden, dass auch Unternehmen, die sich über einen ISP an das Internet anschließen, gewisse Sicherheitsvorkehrungen zu treffen haben. Oftmals fehlen hier grundlegende Schutzmaßnahmen wie ein wirkungsvoller Virenscanner. Es reicht heute nicht mehr aus die Sicherheitsthematik nur auf den Sevice Provider abzuschieben. Sicherheit muss beim ISP beginnen und bis zum Endanwender konsequent eingesetzt werden.
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