Howard Fuhs
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IT-Sicherheitsberater
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Betrachtung von Risiken bei der

Anwendung von Voice E-Mail Techniken

in digitalen Sprachspeicherungs-

und Übertragungssystemen

Copyright (C) 05/1995 by Howard Fuhs


Inhalt:

    Einleitung

    Technologieunterschiede

    Rechtliche Unterschiede

    Gefahrenpotentiale

    Kriminaltechnische Probleme

    Voice Mailbox Systeme

    Schlußbemerkungen

    Copyright Hinweise
 


Einleitung

Electronic-Mail ist das neue Zauberwort einer immer größer werdenden Online-Welt. Doch auch E-Mail hat einen kleinen Nachteil. Es dauert relativ lange einen bestimmten Sachverhalt als Text zu schreiben und darzustellen. Wofür man 30 Minuten an der Tastatur benötigt ist in 5 Minuten am Telefon mündlich besprochen und abgeklärt. Der Mensch denkt und spricht nun einmal schneller als er schreiben kann. Erreicht eine gute Schreibkraft bis zu 60 Worte in der Minute auf einer Tastatur kann man in dem gleichen Zeitraum 200 - 250 Worte gesprochen haben. Diese Tatsache und der Umstand, daß die Computer immer leistungsfähiger werden beschert uns die logische Konsequenz aus Sprache und E-Mail, die Voice E-Mail.

Bei der Voice E-Mail wird die Sprache über den Audio-Eingang einer Soundkarte digitalisiert, mit einem Packalgorithmus komprimiert und dann zum Versand über das Mailer-System des Online-Dienstes oder Netz-Providers bereitgestellt. Beim Empfänger der Voice E-Mail wird die Datei dann in komprimierter Form durch ein Abspielprogramm wiedergegeben. Ungeachtet einiger systembedingter Vor- und Nachteile stellen sich mit der Anwendung von Voice E-Mail Systemen einige datensicherheitsrelevanten Fragen die nicht unterschätzt werden sollten. Um diesen Fragen die richtige Gewichtung zu geben ist es im Laufe dieses Artikels notwendig die neue Voice E-Mail Technik mit bisher vorhandenen konventionellen Techniken zu vergleichen.


Technologieunterschiede

Der signifikanteste Unterschied zwischen einer konventionellen Sprachaufzeichnungstechnik und der neuen Voice E-Mail Technik (oder jeder Sprachaufzeichnungstechnik verbunden mit einem Computer) ist die Speicherung des akustischen Signals als digitale Informationen. Wurde bei der konventionellen Sprachaufzeichnungstechnik das akustische Signal in analoger Form auf einem Tonband aufgezeichnet so liegt die Voice E-Mail in digitaler Form auf einem Computer vor.

Dieser Umstand macht die Manipulation, Verfälschung und Weiterverbreitung von digital gespeicherten Sprachinformationen so einfach, da es zu keinem Qualitätsverlust kommt, egal wieviel Kopien von einer Sprachdatei gemacht werden. Anders bei der analogen Aufzeichnungstechnik. Hier führt jede Kopie vom Originalband zu einem Qualitätsverlust sowohl auf dem Originalband als auch auf der Kopie. Das Originalband erleidet einen Qualitätsverlust durch die Abnutzung beim Abspielen, die Kopie erleidet einen Qualitätsverlust alleine schon durch die nie ganz verlustfrei übertragende Analogelektronik.

Wird für die Manipulation einer Sprachdatei nur ein entsprechendes Programm benötigt, welches schon für wenige Markt als Shareware zu erhalten ist, so werden in der Analogelektronik teure Geräte benötigt um analog aufgezeichnete akustische Signale weiterzuverarbeiten oder zu verfälschen.

Schauen wir uns als direkten Vergleich das Kopieren von Audiosignalen in der analogen Audiotechnik an. Nachdem ein Masterband besprochen war mußte ein nicht unerheblicher Aufwand an Geld und Geräten getrieben werden, um von diesem Masterband Kopien fast ohne Qualitätsverluste anfertigen zu können. Die Spitzentechnik ist in entsprechenden Tonstudios zu besichtigen. Ganz anders bei der digitalisierten Audiodatei. Sowohl von der Originaldatei als auch von jeder Kopie der Originaldatei können beliebig viele Kopien angefertigt werden ohne jegliche Qualitätsverluste. Die Digitaltechnik macht es möglich.

Während die Analogtechnik ein etwas kostspieligeres Unterfangen ist und entsprechenden Materialaufwand benötigt kann man am Computer mit recht einfachen und kostengünstigen Mitteln wesentlich bessere Erfolge erzielen. Und Computer sind heutzutage weit verbreitet.


Rechtliche Unterschiede

Auch auf der rechtlichen Seite gibt es gewisse Unterschiede die zum Teil auch durch die Technik bedingt sind. Ohne Zustimmung des Betroffenen ist es verboten irgendwelche Gespräche heimlich und ohne dessen Wissen aufzuzeichen. Der Normalbürger kann also heute davon ausgehen, daß die einzigen legalen Stimmproben von ihm auf irgendwelchen Anrufbeantwortern anzutreffen sind. Die einzigen Geräte also, denen er freiwillig eine Nachricht hinterläßt. Betrachtet man sich die Übertragungsspezifikationen der Telekom für Telefonleitung (300 - 3600 Hz) dann stellt man fest, daß diese analog gespeicherten Stimmproben von ihrer Qualität her eher schlecht und entsprechend nur schwer mißbräuchlich zu verwenden sind. Hinzu kommt noch die sehr mäßige Qualität der Bandlaufwerke und der Niederfrequenzelektronik in Anrufbeantwortern.

Etwas anders sieht es bei Voice E-Mail Systemen aus. Hier überträgt der Anwender gewollt sehr gut weiterverarbeitbare Stimmdateien und zumindest der rechtmäßige Empfänger befindet sich im rechtmäßigen Besitz dieser Stimmproben.


Gefahrenpotentiale

Wird eine Voice E-Mail Datei auf den Weg zum rechtmäßigen Empfänger geschickt, verlässt sie den eigenen Einwirkungsbereich und man ist nicht in der Lage zu kontrollieren was auf dem Weg zum Empfänger alles mit dieser Datei passiert.

So wäre es z.B. durchaus denkbar, schleppnetzartige Suchprogramme innerhalb eines Netzwerkes (LAN, WAN, Internet) oder eines Computers zu installieren, deren einzige Aufgabe es ist Sprachdateien aus dem Netz herauszufiltern und eine Kopie von der Datei in einem bestimmten Computer abzuspeichern.

Sind die Voice E-Mail Dateien einmal aus dem Netz gesammelt steht deren weiterer Verwendung nichts mehr im Wege. Es kann also vom Absender nicht mehr kontrolliert werden, ob seine Voice E-Mail gewollt oder ungewollt weitergegeben, kopiert oder verändert wird.

So könnten Unternehmen Datenbanken mit Sprachsamples von Ihren Beschäftigten anlegen, oder Online-Anbieter könnten solche Datenbanken anlegen und verwenden, aber auch von staatlicher Seite könnte diese Technik für den Betroffenen sehr unvorteilhaft eingesetzt werden.

Auch in kriminellen Kreisen könnten solche Sprachsamples hochwillkommen sein. Was früher der aus Zeitungsbuchstaben zusammengesetzte Erpresserbrief war könnte morgen schon ein Erpressungsanruf sein der aus zusammengeschnittenen Sprachsamples besteht.

Ebenfals denkbar wären „gefälschte“ Anrufe mit der digitalen Stimme anderer Personen. Die Möglichkeiten des Mißbrauchs sind sehr vielfältig.

Ein weitverbreitetes Voice E-Mail System wird zur Zeit von einer Firma in Compuserve für diesen Online Dienst sowie für America Online angeboten. Liest man sich die mit der Software mitgelieferte Online-Hilfe durch so stößt man auf die Tatsache, daß die problemlose Möglichkeit der Sprachmanipulation mittels Computer als großer Pluspunkt und als enormer Vorteil gewertet wird.


Kriminaltechnische Probleme

Selbst bei sehr gut gemachten Veränderungen war die Kriminaltechnik bisher in der Lage mit hoher Wahrscheinlichkeit festzustellen ob ein analog gespeichertes Sprachsample manipuliert wurde oder nicht. Im Bereich der Digitaltechnik ist es oftmal nicht mehr feststellbar, ob es sich um eine Originaldatei handelt oder um eine manipulierte Kopie.

So wird auch die Polizei im Zusammenhang mit Voice E-Mail Systemen mitunter schnell an ihre Grenzen stoßen. Denn es wäre mit der Digitaltechnik durchaus möglich gefälschte Indizien zu schaffen, die als zweifelsfreies Original angesehen werden. Wie wäre es z.B. mit einem gefälschten Mordgeständnis als Sprachdatei? Zwar würde diese Datei wahrscheinlich nicht als Beweis vor Gericht zugelassen werden, dem Opfer könnte man jedoch damit erheblich seinen Ruf schädigen.


Voice Mailbox Systeme

Besonders angesprochen werden müßen die Voice Mailbox Systeme. Hierbei handelt es sich, einfach ausgedrückt, um einen Computer der durch ein Voice-fähiges Modem und eine entsprechende Software zum digitalen Anrufbeantworter umfunktioniert wird. Auch bei dieser Art fallen weiterverarbeitbare Sprachdateien an. Oftmals ist sich der Anrufer nicht einmal darüber im klaren, daß seine Stimme in digitaler Form gespeichert wird. Zwar ist die Übertragungsqualität der Telefonleitung nich als gut zu bezeichnen, trotzdem ist man mit der nötigen Software in der Lage die Qualität der Sprachdateien zu verbessern, die Dateien verlustfrei zu kopieren oder zu verfremden und mißbräuchlich weiterzuverwenden.

In Firmen die Voice Mailbox Systeme im größeren Rahmen einsetzen, können pro Tag bis zu 200 Sprachdateien und mehr anfallen. Hier bestünde praktisch die Möglichkeit aus den Sprachdateien eine Kundendantenbank mit Sprachsamples aufzubauen. Auch könnten Sprachsamples von besonders kritischen oder unangenehmen Kunden in einer entsprechenden Negativ-Datenbank abgelegt werden.


Schlußbemerkungen

Jede neue Technik birgt Gefahren in sich, so auch die Voice E-Mail Systeme und die Techniken der digitalen Sprachübermittlung und Speicherung. Hier muß vom Anwender eine klare Risiko/Nutzen Überlegung angestellt werden. Die weitaus größeren Gefahren liegen allerdings in der unkritischen Selbstverständlichkeit mit der solche Systeme eingesetzt und genutzt werden ohne sich mit den Auswirkungen der Technik tatsächlich auseinandergesetzt zu haben. Auch hier wird es erst zu einem größeren Unfall/Mißbrauch kommen müssen um ein gewisses Problembewußtsein in der Öffentlichkeit zu erzeugen.


Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig und strafbar.

Copyright (C) 05/1995 by Howard Fuhs

 

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