Buchbesprechung

Die Datenmafia

von Egmont R. Koch und Jochen Sperber

Rowohlt Verlag GmbH, ISBN 3 498 06304 9, 351 Seiten

Das Buch mit dem vielversprechenden Titel versucht die sogenannte INSLAW-Affäre mit all ihren Facetten dem Leser näherzubringen. Bei der INSLAW Affäre dreht es sich um eine Software (PROMIS) die eine schleppnetzartige Suche in Datenbanken, Netzwerken und sonstigen Datenbeständen durchführen kann und durch die Verknüpfungsoptionen für gefundene Daten das Interesse vom amerikanische wie auch israelischen Geheimdienst geweckt hat. Durch zweifelhafte und illegale Aktionen wurde die Herstellerfirma in den Ruin getrieben und das Produkt von den Geheimdiensten übernommen. Diese verwendeten es nicht nur selbst, sondern bauten in die Software angeblich noch eine Backdoor-Option ein und verkauften das Produkt an ausländische Behörden und Geheimdienste.

Leider verzetteln sich die Autoren zu sehr mit den in die Affäre verwickelten Personen, wodurch über sehr weite Strecken der Leser darüber informiert wird, welche Person z.B. Reifen für Phantom Kampfflugzeuge währen des Iran/Irak Krieges über Israel an den Iran geliefert hat und unterwelchen Umständen das Geld dazu beschafft wurde, wie diese Personen in die Iran/Contra Affäre verstrickt sind, oder wie sie Panzerabwehr-Raketen in den Iran/Irak Krieg lieferten. Doch vom eigentlichen Thema, der INSLAW-Affäre erfährt man relativ wenig.

Das Thema wird oftmals über ganze Kapitel von anderen Affären und Skandalen überlagert. Wer in diesem Buch neue Erkenntnisse erwartet, wird schnell enttäuscht sein. Zwar mag es viel Arbeit gewesen sein die einzelnen Personen und ihre Aktivitäten zu recherchieren, doch der Schwerpunkt liegt eindeutig bei Handlungen die mit der INSLAW-Affäre nichts zu tun haben, höchstens die politische Dimension der Affäre zu langatmig verdeutlichen. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn man statt dessen auf das tatsächliche Wirken der Geheimdienste als "Datenmafia" eingegangen wäre, denn hier gibt es noch mehr Informationen und Affären als nur INSLAW. Auch wäre ein Einblick in die verwendeten Techniken interessant gewesen.

Interessant wird es zum Ende des Buches. Hier werden auch direkte Bezüge nach Deutschland erklärt, wobei so manches bekannte Datensicherheitsunternehmen Erwähnung findet und einige Verflechtungen untereinander aufgedeckt und erklärt werden. Der letzte Abschnitt des Buches war immerhin so interessant, das man sich wünscht dieses Thema weiter zu verfolgen.